Mittwoch, 6. März 2013

Matthias Schweighöfer oder: Wie man es auf Facebook richtig macht

Ein junger, blonder Mann steht mit Blumen, Regenschirm und Smartphone bewaffnet in einer französischen Metropole und wirkt ein wenig verloren. Wo soll er hin? Die meisten Städtereisenden würden jetzt vielleicht Google Maps konsultieren, doch er fragt einfach seine Facebook Fans! Ein oder zwei von ihnen werden Matthias Schweighöfer garantiert weiterhelfen können, wenn er postet: “Verdammte Scheiße...wo geht´s denn hier zur U-Bahn?”


Lost in Paris: Matthias Schweighöfer
Quelle: Facebook

Dieses Bild, das der Schauspieler, Regisseur, Produzent und Drehbuchautor am 29. Oktober 2012 auf seiner offiziellen Facebook Page postete, hat bis heute über 32.000 Likes und um die 800 Kommentare generiert. Matthias Schweighöfer scheint also irgend etwas vollkommen richtig zu machen mit seiner Präsenz im Social Network. Ende Januar hat er mit seiner Page die magische Grenze von einer Million Fans geknackt. Eine regelmäßige Betreuung der Seite und eine direkte, persönliche Ansprache der Fans waren hier für den Erfolg entscheidend, der exemplarisch dafür steht, was möglich ist, wenn man Facebook intelligent und konsequent für sich einsetzt.  

Im Oktober 2010 übernahm Matthias Schweighöfer die Facebook Page, die ursprünglich von Fans ins Leben gerufen woden war. Dies kündigte er direkt mit einer kleinen Videobotschaft an, in den nächsten Monaten sollten sporadisch weitere folgen. Die Posts verdichteten sich mit Status-Updates, Bildern und Videos im Sommer 2011, als der Kinostart von Schweighöfers Film “What A Man” immer näher rückte. Seit damals wird bis heute alle paar Tage gepostet - immer von ihm selbst? Letztendlich ist das
nicht entscheidend, solange die Tonalität durchgängig eingehalten wird.

Im Fall von Schweighöfer ist dieser Ton freundschaftlich, offen und witzig. Als Fan erkennt man die persönliche Stimme seines Stars auch in den einfachsten Status-Updates wieder
, in den Bild- und Videoposts sowieso. Vor allem die Videos wirken spontan und improvisiert, Versprecher oder Patzer werden nicht korrigiert, sondern dank Schweighöfers Sinn für Ironie spontan in Gags verwandelt.


Video-Post auf Facebook vom 23. November 2011

Der Mehrwert für Fans entsteht aber nicht nur durch diese Art der persönlichen Ansprache, sondern natürlich auch durch zahlreiche Einblicke in den Alltag von Matthias Schweighöfer. Posts aus dem Urlaub, wie das Paris-Bild, gehören dazu und auch die hochgeladenen Videos werden meist bei Schweighöfer zu Hause oder im Büro seiner Produktionsfirma Pantaleon Films aufgenommen. Daneben bieten die Videos und Bilder Blicke hinter die Kulissen von Dreharbeiten, verpatzten Szenen oder den Promo-Touren seinen neuesten Filmen.

Falls ein Termin bei einer Tour kurzfristig ausfällt, kann sich Schweighöfer schnell persönlich an seine Fans wenden, sich entschuldigen und eventuellen Frust gleich entschärfen. Ein derartiger Post generierte am 1. Februar über 3.000 Likes und über 700 fast durchweg verständnisvolle Kommentare. Entsprechend eignet sich die Facebook Page auch für eine offizielle Gegendarstellung. In deutschen Print- und Online-Medien tauchten Anfang Januar Schleigzeilen auf, laut denen Schweighöfer in einem Interview ältere Mütter als “Katastrophe" beleidigt hatte. Die Facebook Page reagierte prompt: “Die hier zitierte Nachricht ist Quatsch und die Aussage nicht von mir”, so ein Post am 13. Januar, der über 10.000 Likes generierte. So erreichte Schweighöfer zwar nicht jeden Gelegenheitsleser deutscher (Online-)Zeitschriften, aber dafür wirkungsvoll jene Fans, die den harten Kern seines Publikums bilden und in so einem Fall die wichtigere Zielgruppe darstellen.

Doch ein Facebook-Auftritt ist erst gelungen, wenn man mit ihm nicht nur auf Schlagzeilen reagiert, sondern selbst welche macht. Im Fall von Matthias Schweighöfer hat er mit seiner Page mehrfach deutschlandweite Berichterstattung ausgelöst. So geschehen im März 2012 durch einen Casting-Aufruf zu seinem jüngsten Film "Schlussmacher".





Die entsprechenden Headlines ließen nicht lange auf sich warten. Von “Hier sucht Matthias Schweighöfer eine Frau” (Bild.de) bis “Schweighöfer will vollbusige Blondine” (AMICA.de) war alles dabei. Auch über auf der Page veröffentlichte Casting-Aufrufe für Statisten wurde in den Print-Medien berichtet. Das multimediale Echo war allerdings niemals größer als bei der “Schlüpper-Wette” im August und September 2011, die mit dem Kinostart von Schweighöfers Regie-Debüt "What A Man" einherging.

In einem am 2. August 2011 geposteten Video kündigte Schweighöfer als, wie er später sagte, Witz an, dass er bei einem erfolgreichen Startwochenende seines Films nur im “Schlüpper” bekleidet durchs Brandenburger Tor rennen würde. In Windeseile verbreitete sich dieses Versprechen, so dass der Schauspieler zunächst auf Facebook, dann aber ein paar Tage später auch gegenüber der Bild-Zeitung sein Vorhaben bestätigte. Am 1. September, eine Woche nach
einem sehr erfolgreichen Kinostart von “What A Man” flitzte Schweighöfer dann tatsächlich über den Pariser Platz, vor der versammelten deutschen Presse und zahlreichen überraschten Touristen. 


So wurde aus einem vermeintlichen Witz eine wirkungsvolle Multimedia-Kampagne, die tagelange Berichterstattung über Matthias Schweighöfer und “What A Man” in sämtlichen Medien generierte.

Die Aktion dient als exemplarisches Beispiel dafür, wie stark der Marktwert eines Schauspielers oder einer Schauspielerin durch konstantes Engagement in Social Media gesteigert wird. Da Matthias Schweighöfer eine beträchtliche Anzahl von Facebook-Fans als Publikum mit in ein neues Projekt bringt, profitiert davon nicht nur er, sondern vor allem auch die Filmschaffenden, Sender, Verleiher und Marken, mit denen er zusammenarbeitet. Dank des Contents auf Schweighöfers Page konnten Filmprojekte wie “What A Man”, “Rubbeldiekatz”, “Russendisko” und “Schlussmacher” bereits Monate vor dem Kinostart zehntausende von Fans für sich verbuchen, was einen erfolgreichen Kinostart begünstigte. Daneben verpasst das Kern-Publikum durch aktuelle Posts kein Projekt und keinen Fernsehauftritt ihres Stars mehr. Ein Mehrwert, den man mit anderen Werbemaßnahmen oder PR nicht derhart nachhaltig erreichen könnte.

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