Nach einer zweijährigen Entwicklungsphase soll sie noch 2013 auf den
Markt kommen, die neue Google-Brille. Potentielle Kunden in den USA, die Google Glass bereits davor testen
wollten, mussten sich beeilen.
Bis vor wenigen Tagen nahm Google auf der offiziellen Website von Glass noch Anfragen von Interessenten
entgegen, die für den Preis von 1.500 Dollar zu einem Glass Explorer werden konnten – also die Brille bereits jetzt
kaufen können, folgende monatliche Software-Updates inbegriffen. Nicht nur das
nötige Kleingeld muss man dafür haben, man sollte in der Bewerbung auch begründen, warum man das Zeug zum Explorer hat. Für Google
selbst bietet sich mit diesen ersten Kunden die Möglichkeit die Brille weiter
auf ihre Alltagstauglichkeit hin zu testen. Wie viele Exemplare der Brille so
frühzeitig an den Mann gebracht werden, ist noch unklar.
(c) Google |
Die Wahrnehmung erweitern
Dem Prinzip der „Augmented Reality“ entsprechend erscheint dem Glass-Nutzer eine zweite, elektronische
Ebene im eigenen Sichtfeld, genannt „Layer“. Dieser wird direkt auf die
menschliche Netzhaut projiziert. Der Layer zeigt jene Funktionen an, die man bereits von seinem
Smartphone kennt: Telefon- und Internet-Zugang, E-Mail, Navigation via Google
Maps, sowie eine Foto- und Videokamera. Bedienbar sind sie über
Sprachsteuerung, Kopfbewegungen und ein kleines Touchpad.
Wie all diese Funktionen für einen Glass-Nutzer
in die eigene Wahrnehmung integriert sein sollen, demonstriert Google in einem
Werbevideo:
Glass auf den Straßen von New York
Stimmt die im Google-Video suggerierte Funktionalität auch mit der Praxis überein?
Diese Frage stellte sich auch Joshua Topolsky, der Glass in der vergangenen Woche für das Online-Magazin The Verge bei
Google in New York selbst testen konnte.
Topolsky kam zu dem Ergebnis, dass sich ein neuer Nutzer schnell an die Funktionalität von Glass gewöhnt und das subjektive Empfinden praktisch mit dem in den Google-Videos vorgestellte Erlebnis übereinstimmt. Die Einblendung des Layers im Sichtfeld erfolge demnach elegant und unaufdringlich. Allerdings zeigte sich auch, dass Google noch mehrere Entwicklungs-Hürden zu nehmen hat.
Eines der größten Probleme war für Joshua Topolsky schlichtweg das der
Empfangsqualität. Bricht die Datenverbindung ab, die via Bluetooth an die eines
Android-Geräts oder eines iPhone gekoppelt ist, bricht auch das Glass-Erlebnis in sich zusammen. Daneben
sei die Sprachsteuerung noch recht empfindlich und Abhängigkeit von der
Sprechgeschwindigkeit der Anweisungen, vor allem bei Suchanfragen. Andere Funktionen, die momentane Bedürfnisse des Nutzers bedienen,
seien dagegen bereits ausgereift: Fotos und Videos aufnehmen, eine
Temperaturanzeige aufrufen, die Navigationsfunktion in Echtzeit oder einen
Freund per Google Hangout das sehen lassen, was man gerade selbst sieht - all
das funktioniere reibungslos.
Die Brille in der Brille?
Joseph Topolsky ist selbst Brillenträger, musste seine eigene Brille
aber absetzen um Glass zu testen. Die Möglichkeit gewöhnliche Brillen mit Glass
auszustatten, die aktuell noch nicht existiert, könnte letztendlich
entscheidend dafür sein, dass Glass kein Nischenprodukt bleibt. Kooperationen
mit etablierten Brillen-Designern wären in dieser Hinsicht
ebenfalls eine wirkungsvolle Möglichkeit um die Google-Brille zu einem Teil
Normalität werden zu lassen, mit dem man auf der Straße nicht ständig auffällt.
Quelle: Google |
Dass man bei Google das Produkt bereits in diese Richtung weiterentwickelt,
ist keinesfalls überraschend: „Im Idealfall möchten wir, dass Glass für alle
funktioniert“, so Produktdesignerin Isabelle Olsson in einem Statement. „Wir
experimentieren mit Designs, die sich auf verschiedene Arten von Rahmen
übertragen lassen. Viele in unserem Team sind selbst Brillenträger, also ist es
natrlich etwas, worüber wir nachdenken“.
Wenn Glass Ende 2013 in den Handel kommt, soll die
Google-Brille bereits weniger kosten als die 1.500 Dollar, die aktuell noch für
die Explorer-Versionen verlangt werden. Unter manchen technikbegeisterten Weihnachtsbäumen ist Glass dann sicher bereits zu finden.
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