Am 11. Februar bestellte der US-Sender The CW überraschend früh neue Staffeln seiner drei Erfolgsserien “Vampire Diaries”, “Supernatural” und “Arrow”. Überraschend daran: in einem Statement führte Senderpräsident Mark Pedowitz nicht nur die stabilen Einschaltquoten als Grund für die Verlängerung an, sondern nahm auch direkten Bezug auf die Beliebtheit aller drei Serien auf weiteren Verwertungsplattformen und in sozialen Netzwerken: “[Sie] liefern nicht nur während der Ausstrahlung gute Ergebnisse, sie sind für uns auch extrem erfolgreich im digitalen und sozialen Bereich”, so Pedowitz.
Unmittelbar nach der Verlängerung wandten sich die Stars und Produzenten der Serien auf Twitter an ihre Zuschauer. (Quelle: Twitter) |
Die von Twitter selbst veröffentlichte Studie “Tune In With Twitter” widmet sich der Wechselwirkung zwischen Twitter-Aktivität und Sehgewohnheiten von Fernsehzuschauern in Großbritannien. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass sich zur Hauptsendezeit 40 Prozent der Twitter-Aktivität mit den gezeigten Fernsehsendungen beschäftigt: ”Twitter dient in Echtzeit als ein öffentlicher Spiegel für ausgestrahlte Inhalte und Werbung”.
Die Stärke dieser Spiegelung entspricht fast nie den Ergebnissen, die man durch traditionelle Eintschaltquotenmessung gewohnt ist. In den USA ist The CW das Kleinste der fünf Networks, auch die erfolgreichsten Serien erreichen dort nie gewaltige Zuschauerzahlen. Und doch zielen die CW-Formate auf jüngere Fans und verfügen somit oft über ein Kultpotential, das online mobilisiert.
Ein Beispiel aus den USA
In der Woche vom 21. bis zum 27. Januar 2013 erreichte die auf dem Sender The CW ausgestrahlte Serie “Vampire Diaries” erstmals die Spitzenposition der Trendrr-Hitliste der sozial aktivsten Primetime-Serien. Die aktuelle Folge generierte fast 865.000 soziale Interaktionen, die zeitgleich auf Twitter, Facebook, GetGlue und Viggle stattfanden. Damit hat das Vampir-Drama, das in den USA aktuell durchschnittlich 3,5 Millionen Zuschauer erreicht, aber zugleich über 15 Millionen Facebook-Fans verfügt, quotenstärkere und sozial beliebte Hits wie “Die Simpsons” oder den Casting-Hit “American Idol” klar ausgestochen.
Eine neue Fernsehkultur
Dass sich die Sehgewohnheiten von Zuschauern in den letzten Jahren radikal verändert haben, zeigt sich nicht nur durch die parallele Aktivität auf Twitter und in den anderen sozialen Netzwerken. Die Weiterverwertung von Fernseh-Inhalten auf Online-Plattformen wie Hulu, Netflix, Lovefilm, Maxdome, Amazon oder iTunes, sowie das zeitversetzte Anschauen auf Festplatten-Rekordern kann in den sieben Tagen nach der Erstausstrahlung für einen Quotenzuwachs sorgen, der bei über 50 Prozent liegt.
"House of Cards" mit Kevin Spacey ist die erste eigene Serie des Video on Demand-Anbieters Netflix. (Quelle: Netflix) |
Der Stand in Deutschland
In Deutschland sind solche Entwicklungen noch längst nicht angekommen. So verfügen viele bei Facebook äußerst beliebte TV-Formate noch über keine wirkungsvolle Twitter-Präsenz. Eine Ausnahme stellt hier die tägliche Scripted Reality-Serie “Berlin - Tag & Nacht” von RTL II dar (2,5 Millionen Facebook-Fans / über 46.000 Follower auf Twitter). Einblendungen von Hashtags bei Live-Ausstrahlungen sind hierzulande aber Mangelware.
Fünf der deutschen Formate, die inzwischen auf YouTube abrufbar sind. (Quelle: YouTube) |
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